Freitag, 1. Dezember 2017

Nachtrag 
Freitag, 01.12.2017 
Fast genau 3 Monate sind vergangen.
Im Oktober waren Elikana, Joyce, Daudi und Faraja für 3 Wochen vor allem in Neinstedt. Es gab intensive Gespräche zu allen Themen, was die Arbeit in Tandala selbst und die Art und Weise der Zusammenarbeit betrifft.

Mit Kirimia bin ich weiter im Kontakt. Der aktuelle Stand der physiotherapeutischen Arbeit ist:
1. Die Räumlichkeit wurde sehr schnell genutzt:
    - täglich gibt es bis zu 2 Gruppentermine (MitarbeiterInnen des Diakoniezentrums und
      Personen aus dem Dorf).
    - täglich bis zu 4 Einzelbehandlungen

 














2. Die Organisation „Miracle Feet“ hat zugesagt, dass sie die Ausbildungskosten zur
    Behandlung von Klumpfüßen für Kirimia übernimmt.
3. Leider liegt noch immer keine offizielle Berufsanerkennung durch das tansanische 
    Bildungsministerium vor.
4. Simon wird Anfang Januar mit anderen Kindern nach Daressalam gebracht / begleitet und dort
    einer schulischen Einrichtung (mit Internat) vorgestellt. Es besteht die große Hoffnung, dass er
    dann gleich dort bleiben kann!
    Auch für die Finanzierung (Schule + Internat) gibt es bereits eine Spendenzusage!!


Ich bin unglaublich froh, dass wir gemeinsam bis zu diesem Punkt gekommen sind.
Vor allem freut es mich riesig, dass die Physiotherapie inhaltlich und auch mit der Räumlichkeit im Diakoniezentrum angenommen werden.

So ist für mich ein großer Bogen geschlagen: von den ersten Gesprächen mit Kirimia vor genau 5 Jahren in Neinstedt – bis zu seinem Tun heute in Tandala!!!!
Asante sana – Dankeschön an alle die in irgendeiner Weise daran beteiligt waren!!!
Torsten

Dienstag, 19. September 2017

21.08.2017
Seit genau einer Woche bin ich mit meiner Tochter Leah in Tansania.
Die Zeit vergeht tatsächlich wie im Flug.
Vieles ist mir sehr vertraut – nach nur 9 Monaten bin ich wieder hier!

Seit knapp 3 Stunden ist die Sonne verschwunden und mit der Dunkelheit kommt die Kälte. So liege ich auf meinem Bett, eingemummelt mit Pullover und Jacke unter einer Decke....
Tagsüber ist es angenehm warm: der Sommer in den Bergen in Südtansania, auf einer Höhe von ca. 1700 m.

Für alle, die nicht genau wissen, warum und wieso ich in Tansania bin und hier eher arbeite als Urlaub mache, eine kurze Einführung:
Vor genau 30 Jahren begann ich in Neinstedt (Ostharz) eine Ausbildung zum Diakon. In dieser Zeit lernte ich dort 2 Tansanier, Elikana und Sedekia, kennen. Wir freundeten uns an. Beide gingen nach ihrer Ausbildung (Diakon und Heilerziehungspfleger) wieder zurück nach Tansania, nach Tandala – ganz im Süden des Landes und mitten in den Bergen gelegen. Sie bauten dort ein Dikoniezentrum auf. Im Mittelpunkt standen und stehen einerseits Menschen mit körperlichen und auch geistigen Einschränkungen, Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen und Waisen.
Diese werden individuell begleitet, gefördert, beraten und in Schul- oder Ausbildungsverhältnisse gebracht. Mittlerweile arbeiten im Diakoniezentrum selbst über 20 Mitarbeiter.
Seit knapp 5 Jahren begleite ich einen jungen Tansanier, Kirimia Ilomo, während seiner Diakon- und vor allem seiner Physiotherapieausbildung, die auch er in Neinstedt und in Quedlinburg erfolgreich absolviert hat. Seit genau einem Jahr ist wieder zurück und baut seitdem im Diakoniezentrum die Physiotherapie auf.
Zusammen haben wir während seiner Zeit in Deutschland konzeptionell den Praxisaufbau und die materielle Ausstattung versucht zu erarbeiten.
Im Oktober 2017 war ich dann für 4 Wochen vor Ort und wir haben so die ersten Schritte gemeinsam unternommen. Dieses habe ich in dem Blog www.torstenintansania.blogspot.com beschrieben.

Nun bin ich wieder hier, um diese Arbeit weiter zu begleiten.
Diesmal sollen folgende Punkte im Vordergrund stehen:
  • Anbahnung von Kontakten und eines Netzwerkes in Tansania
  • Fortbildungs- und Hospitationsmöglichkeiten für Kirimia finden
  • Fertigstellung der physiotherapeutischen Räumlichkeit
  • Besuche in der näheren Umgebung in Familien mit Angehörigen, die eine Behinderung haben
  • offizielle Einweihung der Physiotherapiepraxis

So war ich diesmal ganz anders gespannt auf das, was mich in dieser Zeit erwarten wird.

Tag 1
Sonntag, 13.08.17
In aller Frühe (4 Uhr aufstehen!!) sind wir von Tegel über Zürich nach Daressalam geflogen.

viel zu früh - aber bereit für den Abflug....
In Dar erwartete uns ein sportliches Programm: Wir hatten einen Inlandsflug zum Kilimanjaro-Airport nur 1,5 Stunden nach der geplanten Ankunft gebucht. Zunächst schien alles reibungslos zu verlaufen. Dadurch, dass wir die Visa bereits in Berlin beantragt und erhalten hatten, waren wir die ersten am Gepäckband – leider auch die letzten! Mein Rucksack wollte wohl noch nicht mit dabei sein..... So kamen wir ganz schnell mit den Tansaniern in Kontakt: „Vermisstenmeldung“.

Kirimia erwartete und half uns auch bei der Vermisstenmeldung. Mit einem Gepäckstück weniger, dafür aber mit einer Person mehr, ging es dann weiter in den Norden Tansanias, in die Nähe des Kilimanjaro, nach Usa River. Ein Dorf zwischen Moshi und Arusha gelegen.
Hier befindet sich seit über 25 Jahren ein Rehabilitations Center der Diakonie. Das wollten wir besuchen und in den verschiedenen Bereichen vielleicht hospitieren. Hier gibt es eben auch eine Physiotherapie.
Am Flughafen wurden wir abgeholt und sanken in einem kleinen Apartment des Gästehauses des Reha Centers müde und froh ins Bett.


2.Tag
Montag, 14.08.17
Nach einer wunderbaren Nacht, einer erfrischenden Dusche durften sich v.a. die Augen an die afrikanische Fauna und Flora gewöhnen.







Wir verabredeten uns mit dem deutschen Leiter des Centers zu einem Rundgang.
˃ Seitdem das Reha-Center aufgebaut wurde gab es eine tansanische und deutsche Leitung
(gleichzeitig). ˂
Natürlich nach dem Frühstück! Es gibt im Center ein Cafe kombiniert mit einer kleinen Verkaufsstelle: neben lecker belegten Sandwichs gibt es richtigen Kaffee mit Milch! Die Sandwichs und alle anderen Backwaren sind in der eigenen Bäckerei hergestellt worden.




Diese Bäckerei wurde von einem Bäcker aus Nürnberg aufgebaut und jahrelang von ihm geleitet. Seit knapp einen Jahr ist er wieder in Deutschland und es scheint, dass die Backstube weiter funktioniert: neben der Versorgung des Centers werden auch umliegende Hotels und Safariunternehmen regelmäßig beliefert.

Der erste Eindruck des Centers ist für uns sehr beeindruckend:
  • Mehrere Räume für die Physiotherapie und für die Versorgung / Begleitung / Therapie von Klumpfüßen (Klumpfußcenter) mit jeweils 2-3 MitarbeiterInnen
  • Unterrichtsräume für einen eigene Primary-School
  • Förderunterricht: wir sahen eine Gruppe von ca. 15 Jugendlichen mit unterschiedlichen Formen von Einschränkungen in einem sehr lebendigen Mathe-Unterricht
  • 3 Jugendliche beim Malen (und Erlernen) von Bildern in einer typischen Kunstform
  • eine Schreinerei (mit Ausbildung)
  • eine Metallbau-Werkstatt
  • eine Schneiderei (mit Ausbildung)
  • und die im Entstehen sich befindenden Gebäude einer Secondary-School




Abschließend sahen wir uns noch die Landwirtschaft an: insbesondere die Entwicklung einer Obstbaumplantage und der ersten Hochbeete mit der Begrenzung mittels Bananenstämmen.




Speziell zu den MitarbeiterInnen der Physiotherapie und des Klumpfuß-Centers nahmen wir am Nachmittag den ersten intensiveren Kontakt auf und verabredeten uns für die nächsten Tage.

Zwischendurch konnten wir das Cafe genießen – gut zum langsam Ankommen... Wobei manchmal mehr Weiße / Wazungus hier saßen, als Tansanier.......

Am Nachmittag / Abend wagten wir die ersten Schritte in die Öffentlichkeit: Der Gang zum Telefon-Shop war unerlässlich: wenn wir mit der weiten Welt kommunizieren möchten, brauchen wir eine tansanische Simkarte.
Natürlich braucht auch das alles seine Zeit. Und da es so wunderbar in dem Shop war, besuchten wir ihn am nächsten Tag gleich noch einmal!





Tag 3 – 5
Dienstag, 15.08.17 bis Donnerstag, 17.08.17
Mitten in der Nacht wurden wir von der Gepäck – Vermisstenstelle in Daressalam angerufen:
Mein Rucksack ist nun auch angekommen und wir können diesen ab 13 Uhr am Airport Arusha in Empfang nehmen – großes Durchatmen!!!
So ging es mit einem Jeep und Fahrer des Centers zum Flughafen, quer durch die quirlige Stadt Arusha. Bis ich den Rucksack dann tatsächlich wieder in den Händen hatte, hatten wir dann doch viel Zeit, um die Atmosphäre eines kleinen Flughafens ausgiebig zu genießen.....
So wurde es dann doch fast ein Tagesausflug.


Viele spannende Gespräche und Begegnungen füllten diese Tage:
In der Physiotherapie erhielten wir einen umfassenden Einblick in die gesamte Arbeit:
  • Dokumentation
  • Gruppen- und Einzelangebote
  • Organisation innerhalb des Centers
  • Möglichkeit der Hospitation
  • Besonderheiten / Arbeitsstruktur
Interessant war es vor allem auch, weil eine der beiden Therapeutinnen aus Deutschland kommt und seit 2 Jahren hier arbeitet, also auch Vergleiche zur Arbeit und Arbeitsweise zwischen Tansania und Deutschland zur Sprache kamen.
Ebenso konnten wir das Thema Physio-Ausbildung besprechen. Kirimia hat leider noch immer keine Anerkennung des tansanischen Bildungsministeriums erhalten. Das wird auch nicht so einfach werden, da die Ausbildung in Tansania ganz anders strukturiert ist: Diplom-, Bachelor- und Masterabschluss. Wobei letztere einen sehr theoretischen Schwerpunkt haben.

Im Klumpfuß-Center erhielten wir einen umfassenden theoretischen und praktischen Einblick in der hier angewendeten Ponseti- Methode. Diese ist in erster Linie eine konservative Behandlungsmethode, in der die Füße und Beine in einer festgelegten Reihenfolge in bestimmten Positionen eingegipst werden. Anschließend werden die Füße in Schuhen, die mit einer Schiene verbunden sind, mehr oder weniger fixiert. Diese Versorgung muss zunächst über 23 Stunden getragen werden. Mit der Zeit dann weniger. Die Ponseti- Methode erfordert einerseits einen hohen Grad an Mitarbeit der Eltern bzw. Bezugspersonen und gleichzeitig auch eine Kontinuität und Sensibilität seitens der Therapeuten.
Über eine amerikanische Organisation „Miracle Feet“ (www.miraclefeet.org) wird diese Arbeit auch in Tansania finanziell und strukturell in einem hohen Maß gefördert. So gibt es auch einen bereits vorhandenen Behandlungsschwerpunkt in Mbeya, einer Stadt, die „nur“ ca. 120 km von Tandala entfernt ist.






Eine weitere spannende Begegnung war die mit dem Projekt „Feuerkinder“ bzw. mit dessen Mitbegründerin Frau Schraml. Seit vielen Jahren kommen mehrmals im Jahr Ärzte und Therapeuten aus Deutschland nach Tansania / Usa River, um Patienten mit Verbrennungen, Knochenwachstumsstörungen (O-, X-Beine u.a.) kostenlos zu behandeln: Operativ, einschließlich der zeitnahen Nachbehandlung + Schulung der Therapeuten / Ärzte vor Ort.

Am letzten Tag im Norden Tansanias besuchten wir noch das „Plasterhaus“. Hier finden Kinder und Jugendliche vor / während / nach einer medizinischen Intervention eine zeitlich begrenzte und kostenlose Unterkunft.
Die Atmosphäre in der Einrichtung wirkte sehr entspannend und friedvoll. Die Kinder und Jugendlichen haben für tansanische Verhältnisse einen großen Raum für sich selbst, erhalten pädagogische und therapeutische Begleitung.

Auf dem Weg zum Plasterhaus - mit dem Daladala





......und per Motorrad


der Innenhof


Unterrichtsraum

die Küche - wo beim Kochen auch gleich warmes Wasser gewonnen wird
Auf dem Weg nach Tandala trafen wir in Mbeya einen tansanischen Physiotherapeuten, welcher uns von verschiedenen Seiten „empfohlen“ wurde. Er arbeitet in einem städtischen Krankenhaus und an 2 Tagen in der Woche speziell in / mit der Klumpfußtherapie (nach Ponseti). Dafür wurde er in Usa River ausgebildet. Er hat bereits ein kleines loses Netzwerk von Physios in dieser Gegend geschaffen und ist sehr interessiert an einer Zusammenarbeit mit Kirimia.
Dieser könnte bei ihm hospitieren und sich auch für die Ponseti-Arbeit fortbilden.
Ganz spontan haben wir ihn zu der offiziellen Eröffnung der Physiotherapieräume in Tandala eingeladen....


Diese vielfältigen und intensiven Begegnungen und Gespräche sowie das Erleben des Rehabilitations-Centers werden noch weiter nachschwingen.
Konkret ergaben sich bereits jetzt Kontakte für Kirimia (und für das Diakoniezentrum in Tandala) in verschiedenen Orten v.a. im südlichen Tansania:
a) Patienten mit Verbrennungen:
Operationen, Therapie in Tosamaganga / Ifunda in der Nähe von Iringa („Interplast“)

b) Patienten mit Klumpfußbehandlung
Operationen, Therapie in Usa River, Mbeya, zukünftig Krankenhaus I

c) Patienten mit Knochenwachstumsstörungen u.a.
Operationen, Therapie in Usa River („Feuerkinder“)

d) Unterkunft bei Behandlungen in Usa River: Plasterhaus

Fortbildungen / Hospitationen für Kirimia:

e) Rehabilitations Center Usa River (Klumpfußarbeit, Physiotherapie allgemein)
  • hier müsste die Finanzierung geklärt werden (können) zwischen der Neinstedter
    Stiftung, „Mission eine Welt“ und vielleicht dem Missionswerk Leipzig in Bezug auf Fahrt- und Unterkunftskosten u.a.
f) Krankenhaus Mbeya / Physiotherapeut Emanuel (Klumpfußarbeit, Physio im Krankenhaus)
  • hier fallen bei einer Hospitation Kosten von 5000 TSH pro Tag an
  • über Emanuel gibt es bereits ein loses Netzwerk zu anderen Physiotherapeuten in der Region um Mbeya und Tandala
    ˃ eventuell Intensivierung dieses Netzwerkes
g) bei einer Ausbildung in der Ponseti- Methode: Anfrage an „Miracle Feet“ bezüglich der
    Kostenübernahme
  • zukünftig könnte eine Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Ikonda / Tandala stattfinden, da hier seit kurzem 2 ausgebildete Orthopädie-Techniker angestellt sind

......fast vergessen: der Mt. Meru - gegenüber des Rehabilitations - Center, der kleine Bruder des Kilimanjaro:








03.09.17

Tag 6
Freitag, 18.08.17
Für den Weg von Usa River bis Tandala kann man per Bus schon Mal 2 – 3 Tage einplanen.
Da ich bereits während meines letzten Aufenthaltes hier in Tansania Gefallen am Fliegen gefunden habe, sind wir mit Fastjet (das ist jetzt keine Schleichwerbung...) vom Kilimanjaro Airport über Daressalam (umsteigen) nach Mbeya geflogen! Alles in allem dauerte es nur 5 Stunden!
Wobei mich „Tansania“ total überraschte:
Leider muss man beim Buchen dieser Flüge die Strecken jeweils extra buchen.
Der Aufenthalt in Daressalam betrug nur 45 Minuten inklusive aus- und wieder einchecken.
Zum Glück hatten wir am Kilimanjaro Airport darauf hingewiesen. Sie telefonierten mit Daressalam und gaben uns eine Telefonnummer eines Mitarbeiters dort.
Und tatsächlich: Dieser Mitarbeiter empfing uns am Gepäckband, schleuste uns an allen anderen Passagieren vorbei (deren Blicke ignorierten wir erfolgreich), durch irgendwelche Gänge, selbst das wieder Einchecken ging gnadenlos schnell – und nach 25 Minuten saßen wir in dem Flieger, mit dem wir 40 Minuten vorher angekommen waren...!!!!


In Mbeya angekommen, stellte Leah fest, dass ihre Regenjacke nicht mit wollte.... Nach einer Stunde wussten wir, dass diese in Daressalam aufgetaucht ist und auf uns bis zum Rückflug nach Deutschland warten wird! Es wird hier auch keinen Regen geben!!!! Schließlich habe ich meine Regenjacke schon in der Wohnung in Berlin hängen lassen...

Der Flughafen von Mbeya liegt 25 km außerhalb der Stadt. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommen und Straßenarbeiten brauchten wir ca. 1,5 Stunden in das Zentrum, wo wir dann Emanuel, einen Physiotherapeuten trafen.


Tag 6
Samstag, 19.08.17
Die Nacht verbrachten wir im Haus von Kirimias Schwester und deren Familie.
Mit dem Diakonie-eigenen Bus ging es bereits um 7 Uhr früh los. Vor uns lagen ca. 120 km Fahrt „Offroad“ durch das Gebirge. Gut durchgeschüttelt und etwas eingestaubt kamen wir gegen 13 Uhr in Ikonda / Tandala an.


   



Eigentlich war es klar und dennoch eine Überraschung:
Im Diakoniezentrum wurden wir von einem Bläserchor und einigen MitarbeiterInnen empfangen!
Ich war sehr berührt (Leah meinte, sie habe Pipi in meinen Augen gesehen.....)
Gemeinsam haben wir dann gespeist und natürlich wurden wir nochmals auf das herzlichste begrüßt.






















Tag 7
Sonntag, 20.08.17
Wir konnten ausschlafen! Keine Verabredungen am Vormittag. Ein kleiner Rundgang durch das Diakoniezentrum mit all den wichtigen Infos für Leah (v.a. wo der beste Internetempfang hier ist).

die Zufahrt zum Diakoniezentrum
das waren die allerersten Gebäude des Zentrums
das Office

das zentrale Gebäude
die Küche wird neu ausgebaut
die alternative Kochstelle
hier ist die Physiotherapie beheimatet
Lagerraum für die Teile eines Wasserkraftwerkes 


Obst- und Gemüseanbau




Am Nachmittag sind wir zu Kirimia: Wohnung anschauen und Kaffeetrinken. Anschließend jubelten wir einer Fußballmannschaft zu, die Kiri mitbetreut. Der Platz war auf einem „Hügel“ gelegen. Während des Spieles zogen nicht die Rauchschwaden der Fans über das Spielfeld sondern nur die tiefhängenden Wolken.....
Schmunzeln mussten wir über die Trikots der Auswechselspieler: auf deren Rücken stand „Quedlinburger SV“.




Sehr gewöhnungsbedürftig sind die Temperaturen hier: tagsüber, wenn die Sonne scheint, so um die
25ºC – spätestens ab 18 Uhr, wenn die Sonne verschwindet, sinken die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit auf gefühlte 5 – 8ºC. Wenn man zwischen 18 und 19 Uhr nicht vorsorgt ist, z.B. sich schon vorsorglich wärmer anzieht oder ins Zimmer verschwindet, kühlt man richtig aus! Nachts grüßen wir draußen unseren Atem!!!


Tag 8 – 13
Montag, 21.08.17 – Samstag, 26.08.17
Jeden Morgen von Montag bis Freitag kommen alle anwesenden MitarbeiterInnen und Gäste des Zentrums früh zusammen – zur Andacht und allgemeinen Informationen. Für mich ist es immer wieder eine angenehme Runde / ein angenehmer Tages- und Arbeitsanfang!
Anschließend gibt es für uns dann Frühstück. Ganz oft ist Kirimia dabei und so können wir in der Regel den bevorstehenden Tag besprechen.

Einer der ersten Tage begann für mich mit einem großen Erschrecken:
Im März ist der Container aus Neinstedt hier angekommen, in dem sich vor allem die Materialien und die Ausstattung für die Physiotherapie befanden. Diese waren mit den bereits vorhandenen Materialien in einem Raum eines Seminarhauses gelagert – leider total durcheinander, über- und untereinander.
Der Physiotherapieraum selber war nicht fertig. Bad, Türen, Fenster davon ausgenommen. Weiterhin gab das leidige Thema des Fußbodens. Nur der pure Estrich (Zementfußboden) schaute uns an!
Darauf kann so kein PVC-Belag ausgebreitet werden.
Kirimia hatte mir ein paar Tage vorher schon von beiden Sachen erzählt – dieses dann zu sehen, war aber nochmal anders.


Natürlich gab es auch für beides Gründe.
Im Seminarhaus untergebrachte Kinder haben sich über die Materialien sehr gefreut und einen kleinen Abenteuerspielplatz daraus gemacht.
Bei dem Fußboden gab es sehr unterschiedliche Informationen von verschiedenen Handwerkern, wie der Boden für einen PVC-Belag vorbereitet sein sollte. So wurde beschlossen, damit zu warten, bis ich dann vor Ort bin. Leider bin ich für diese Arbeit nicht so der ausgewiesene Profi....
Ich hätte mir gewünscht, dass das vorher mit mir kommuniziert worden wäre!

Ursprünglich war der Plan, dass Kirimia und ich den Praxisraum nur noch entsprechend einrichten, Bau- und Aufräumarbeiten kamen nicht darin vor....

Mit einem Handwerker konnte noch am Vormittag das weitere Baugeschehen besprochen werden: Es werden auf den Estrich nochmals dünne Zementschichten aufgebracht, die aber härter und „glatt“ sind. Auftrag und Austrockenzeit: 3 Tage. So kann der PVC ab Freitagmittag in dem Raum ausgelegt werden, kleben und Trockenzeit dann nochmal 3 – 4 Tage.

Jaja, der Plan...
Vorgeschichte ist, dass ich ca. 6 Wochen vorher eine Idee eines Planes nach Tandala geschrieben hatte: 3-4 Tage Hospitation in Usa River / Einrichtung des Praxisraumes / festliche Eröffnung / Durchführung eines physiotherapeutischen Seminars.
Nach einiger Zeit wurde es aus Tandala bestätigt mit dem Zusatz, dass wir noch Besuche in der Umgebung von Tandala machen sollten / müssten.
Das war zeitlich gesehen, ziemlich „sportlich“!

Mit den noch aufwendigen Bauarbeiten war dieser Plan nicht mehr zu halten. Die Besuche mussten entfallen und das Seminar um mindestens 1 Tag gekürzt werden.....

Die Bauarbeiten am Fußboden begannen auch wirklich am Dienstag.


Wir räumten mit Leahs Hilfe den Raum mit den Materialien auf, ordneten und säuberten diese.
> an dieser Stelle nochmals der dringende Hinweis an alle, die einen Container in Zukunft packen:
bitte kein Paketklebeband zum fixieren benutzen!!!!! Aufgrund der im Container entstehenden
Hitze, verändert das Klebeband seine Konsistenz und es hinterlässt beim Entfernen hartnäckigste
Spuren!<


Leah beschäftigt sich mit Paul

Dieses dauerte tatsächlich 3 Tage. Unterbrochen von Einkaufsaktionen im Dorf: Schrauben und Dübel, Pinsel für den Kleber, Winkel zum Befestigen der Sprossenwand, Farbe für die Winkel, Abschlussleisten für den PVC-Boden.
Winkel und Schienen mussten angefertigt, die Schrauben für die Fußbodenleisten kurzfristig in Njombe geordert werden (die Stadt ist 3 Busstunden entfernt – also wurde ein Bekannter in der Stadt angerufen, dieser besorgt die Schrauben und gab sie dann einen Busfahrer mit. Sie kamen leider einen Tag später an, da der Bekannte es dann doch vergaß, die Schrauben dem Busfahrer zu geben).

Zwischendurch gab es für mich / für uns immer wieder viel „Leerlauf“ - wir warteten.... Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Lust und Frust wechselten sich bei mir deutlich ab.
Das Aushalten eines anderen Lebens- und Arbeitstempo bzw. -rhythmus wurde für mich zu einer noch größeren Herausforderung, als bei meinem Aufenthalt im Herbst.
Damals gab es keinen Plan und ich war rein in meiner Profession unterwegs.
Diesmal gab / gibt es einen Plan – die Einladungen für die Seminarteilnehmer waren schon raus und ein Termin für eine öffentliche Eröffnung stand schon fest.

Loslassen, immer wieder loslassen – ohne sich selbst zu verlieren.
Das bleibt mein persönliches Motto hier vor Ort. Neben aller Geschmeidigkeit, gab es auch deutliche Ansagen meinerseits.
Neben diesem Motto, wird mir immer deutlicher, dass es auch Dinge zwischen uns den „Weißen“ und – oh wie sage ich es jetzt politisch korrekt – den Tansaniern, die wir nicht verstehen (können).
Und dieses darf / muss man akzeptieren.
Das Einzige was wohl weiterhilft ist, zu fragen – immer wieder nachfragen, ob es richtig verstanden wurde oder ob ich es richtig verstanden habe. Manchmal fehlt einfach ein kultureller Übersetzer...
Thomas Wollner, Verantwortlicher im Leitungsteam des Rehabilitations-Center in Usa River, brachte in diesem Zusammenhang das Bild von einem Berg ins Spiel: von weitem sieht ein Berg vielleicht wie ein Maulwurfshügel aus. Erst mit zunehmender Nähe verändert sich das und selbst dann sind Täler und Schluchten nicht erkennbar....
So bleibt mein Aufenthalt und höchstwahrscheinlich mein weiteres Engagement ein spannendes Projekt – auch für meine eigene Person.

Am Freitagnachmittag legten wir dann endlich den Belag aus. 
Den ganzen Samstag brauchten wir um diesen dann zu kleben und zuzuschneiden. Diese Arbeit war für jeden von uns eine Premiere und neben dem Spaß auch eine große Herausforderung. Am Ende des Tages konnten wir uns nur bedingt freuen, die Müdigkeit überwog....






Tag 14
Sonntag, 27.08.17
Pause. Nichts machen. Leider nicht ganz: Ich muss nun endlich mal meinen Blog füllen!
Ich hatte dieses mehrmals in der vorangegangenen Woche versucht: Mal funktionierte das Internet nicht, dann streikte der Computer, oder war ich einfach zu ko.......
Aber diesmal klappte es ohne große Probleme – Leah half mir auch hier großartig!
Das ist auch etwas, was ich sehr genieße und wert schätze: das meine große Tochter mit dabei ist!! Als ein Gegenüber, eine Person auf Augenhöhe, mit eigenen Gedanken und Erfahrungen (nach 1 Jahr Aufenthalt in Peru im Rahmen eines FSJ), mit Fragen und mit einer sehr konstruktiven Mitarbeit.

Am Abend waren wir bei Kirimia und seiner Frau Oresta eingeladen. Ein leckeres Essen und ein sehr angenehmes und persönliches Beisammensein ließ uns den Tag beschließen.
Insbesonders die beiden Kinder, Abigail und Samuel, haben sich in mein Herz eingeschlichen.

Tag 15 – 19
Montag, 28.08.17 – Freitag, 01.09.17
Der PVC-Belag liegt zu 80%. Heute soll der Rest sowie die zum Teil widerspenstigen Ecken und Kanten verlegt und geklebt werden.
Der neue Raumeindruck ist jetzt schon beeindruckend.
Es gibt immer wieder Unterbrechungen und Pausen. Irgendwas fehlt, es muss improvisiert werden,
und wenn alles „laufen“ könnte, gibt es keinen Strom.....
Aber allmählich bekommt der Raum seine Konturen.
Etwas stressig wird es für mich, als am Mittwoch die Kinder mit ihrer Begleitung (Väter, Onkel oder Mütter) im Diakoniezentrum für das physiotherapeutische Seminar ankommen. Absagen bzw. eine Verschiebung um 1 – 2 Tage hätte sie nicht mehr erreicht. So waren sie halt da – der Raum aber noch nicht fertig, bzw. wir selber noch mit Einrichtungsarbeiten beschäftigt.
Mich hat diese Situation immer mal wieder unter Druck gesetzt. Jedoch nicht die anderen, weder die MitarbeiterInnen noch die Klienten – es wird schon irgendwann losgehen.....

Gleichzeitig kamen am Montagabend 5 Personen im Zentrum an, die in den kommenden 11 Monaten direkt hier oder in der Umgebung ihr Freiwilliges Soziales Jahr machen. Bis Freitag erhielten sie im Zentrum eine Einführung in die Sprache, Kultur und in die auf sie zukommenden Aufgaben.
Für Leah war das sehr spannend. Hatte sie doch gerade erst ihr FSJ in Peru beendet. So brachte sie sich punktuell auch aktiv in diese Einführung mit ein. Da auch die Mentoren für die FSJler mit anwesend waren, war im Zentrum ziemlich viel Betrieb!!!!

Eine großen Raum nahmen noch die Vorhänge ein. Sie mussten von der Schneiderei geändert, gewaschen und gebügelt werden. Das Fixieren der Haken an den Vorhängen und das Befestigen der Laufschienen in einem Raum, wo Zimmerdecke, Wand und Boden nicht in einem langweiligen rechten Winkel zueinanderstehen, bescherte uns schon mal einige sonnige Stunden in einem doch etwas kühlem Raum.





Am Freitag wurden dann endlich im Physioraum die Scheuerleisten, die Sprossenwand und die Übergangsschienen von der Schreinerei angebracht.